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Abhängig vom Suchtkranken?
Süchtige sind nicht allein. Was sich zunächst positiv anhört, kann sich schnell zum Negativen verkehren. Denn eine Sucht hat häufig mehr als ein Opfer: Neben dem direkt Betroffenen werden oft auch Kinder, Lebenspartner und sogar Freunde mit in die Sucht hineingezogen. Eine banale Feststellung, die oft unter dem Begriff „Co-Abhängigkeit“ zusammengefasst wird. Aber so einfach ist die Sache nicht. Es ist ein Teufelskreis, der sich nur schwer durchbrechen lässt. Der Partner (Vater, Sohn) gerät in eine Krise und
sucht sein Heil in der Flucht vor der Realität.
„Fluchthelfer“ können Drogen und Alkohol sein, aber auch Spielsucht zählt dazu. Als Partner hat man nun den verständlichen Wunsch, zu helfen. Glaubt man zunächst noch an gelegentliche Ausrutscher, greift die Krise bald auch auf das eigene Leben über. Wenn beispielsweise der Job leidet oder Freunde misstrauisch werden, wird häufig versucht, den Krisen-Zustand zu vertuschen. Da sich der Süchtige selber aber wenig darum kümmert, geht die Verantwortung auf den Partner über.
Was als intuitives und nachvollziehbares Verhalten beginnt, nämlich dem Partner in einer Krisensituation helfen zu wollen, kann oft in eine Abhängigkeit des Partners vom Suchtkranken übergehen; es entsteht eine Beziehungs-Abhängigkeit.
Wie äussert sich suchtunterstützendes Verhalten?
Schwachen helfen, jemandem helfen, der in der Krise ist – das sind zunächst einmal Verhaltensweisen, die wertvollsind, gesellschaftlich gutgeheißen und erwünscht. Doch die Hilfe, die Angehörige ihren süchtigen Familienmitgliedern zukommen lassen, führt oft dazu, dass sie unwissentlich das süchtige Verhalten des Betroffenen unterstützen. Da es sich zunächst um intuitiv richtiges Verhalten handelt, ist für die Angehörigen schwer zu erkennen, dass sie genau Gegenteiliges bewirken.
Angehörige Frauen versuchen, nach außen Entschuldigungen und Erklärungen für das Verhalten des Abhängigen zu finden. So entschuldigen sie zum Beispiel das Fehlen bei der Arbeit, sein seltsames Benehmen, seine Unzuverlässigkeit und sein nachlassendes Interesse an Freundschaften etc. Damit übernehmen sie bereits Verantwortung für den Süchtigen und bewahren ihn so oft vor den Konsequenzen seines Verhaltens. Frauen, die mit einem (suchtmittel-) abhängigen Partner leben, sind in einer kraftzehrenden und manchmal aussichtslos erscheinenden Situation. Sie leben in einer Beziehung, die ihren Wünschen nach Wärme, Geborgenheit, Partnerschaft usw. in keiner Weise mehr gerecht wird.
Dennoch hoffen sie verzweifelt, eines Tages (wieder) glücklich mit ihrem Partner leben zu können, und engagieren sich mit ganzer Kraft für dieses Ziel. Andere würden sich gerne von ihrem Partner trennen, meinen aber, ihren Kindern den Vater erhalten zu müssen, oder können sich aus verschiedenen Gründen (z. B. finanzielle Probleme, Schuldgefühle, Angst vor dem Alleinsein) nicht zu diesem Schritt entschließen. Viele Frauen zögern lange. Nicht, weil sie sich scheuen, für sich selbst Hilfe anzunehmen, sondern aus Rücksicht auf ihren Partner. Sie haben Angst, ihrem Partner unrecht zu tun, ihn zu verraten. „Vielleicht ist er ja gar nicht abhängig.“ Sie wollen erst sichergehen. Aber Sucht ist vielgestaltig und in den Anfangsstadien oft nur schwer fassbar. Die einzigen verlässlichen Kriterien sind die eigenen Sorgen und Ängste.
Selbsthilfegruppen und Suchtberatungen
Auch für Angehörige von Suchtkranken kann die Suchtberatung eine erste Anlaufstelle sein. Oft arbeiten hier Menschen, die durch ihre eigenen Erfahrungen und Lebensgeschichten genau wissen, was zu tun ist. Sie zeigen nicht nur Verständnis für die Situation und für die Nöte. Sie geben konkrete Hilfestellung und
bieten in regelmäßigen Treffen die Möglichkeit, mit anderen Betroffenen zu sprechen. Das Verständnis, das Gefühl, mit seinen Problemen nicht allein zu sein, und die Erfahrungen von Menschen, die es geschafft
haben, mit der Sucht zu leben, können Kraft geben und Hoffnung vermitteln.
Zum Weiterlesen: www.dhs.de/informationsmaterial/broschueren-und-faltblaetter.html